GENESIS | Markus Lüpertz
365-Tage-Galerie
MARKTPLATZ – Richtung Ettlinger Tor
DER AUFGANG DER SONNE
Dante vor dem Badesee der Toten.
Fotografie: Atelier Altenkirch, Karlsruhe
Dante vor dem Badesee der Toten.
Fotografie: Atelier Altenkirch, Karlsruhe
Am Marktplatz war eine Anbringung von zwei Keramikbildern auf je einem Bahnsteig nicht möglich, weil sich neben den beiden Bahnsteigen ein Abstellgleis befindet. Deshalb sind auf der Westseite (Gleis 1) zwei Bilder mit einigem Abstand voneinander angebracht. Beide tragen Titel, die einen breiten Raum für eigene Interpretationen eröffnen, die Fantasie des Betrachters anregen mögen, allerdings auch Verwirrung stiften. Ihre Arbeitstitel stellen dagegen einen direkten Bezug zu den Keramiken her.
Dieses Keramikbild hatte Markus Lüpertz ursprünglich mit „Dante sieht das Inferno (eigenwillige Interpretation)“ betitelt. Ausgehend vom Arbeitstitel lässt sich ein Zusammenhang zu Dantes Besuch im 9. Höllenkreis herstellen, in dem ewiger Frost herrscht, so dass selbst der Unterweltfluss Kokytos zugefroren ist. Im 9. Höllenkreis erleiden Verräter aller Art ihre Strafe für irdische Vergehen. Unter anderem kann sie so aussehen, wie mittig zu besichtigen: Eine Frau steckt zur Hälfte im Fluss. Dass diese Strafe schon eine Weile andauert, lässt sich daran ablesen, dass ihr statt eines Kopfes ein Totenschädel auf dem – im Eis gut konservierten – Rumpf aufsitzt. Der Kontrast zu Dante, der wie der Sieger eines römischen Gladiatorenkampfes wirkt, könnte größer nicht sein.
Auf der linken Seite reckt eine nicht näher identifizierbare Gestalt die Hände in die Höhe, die sowohl als einer der bekannten Verräter – z.B. Judas als Verräter Christi, Brutus als Verräter Cäsars oder Sisyphos als Verräter von Zeus und Hades – darstellen könnte, die durch ihre Namenlosigkeit und das Fehlen von Attributen bzw. eines Bezugs zu den von Lüpertz wiedergegebenen Geschichten und Legenden in die Gegenwart weisen könnte. Dann kann sie für alle jene Verräter stehen, mit denen man selbst bereits zu tun gehabt haben mag.
Text: © Chris Gerbing, 2023
WEITERE INFORMATIONEN
365-TAGE-GALERIE
Zur Orientierung finden Sie hier eine Übersicht über die 365-Tage-Galerie „Genesis“, die mit der Karlsruher U-Bahn an fast 24 Stunden täglich erreichbar ist.
Sie möchten tiefer in die „Genesis“-Thematik und die Kunstwerke von Markus Lüpertz eintauchen? Dann wenden Sie sich an die Tourist-Information Karlsruhe und buchen Sie über diesen Link eine Führung. Dort erhalten Sie auch das „Genesis“-Booklet mit Abbildungen aller 14 Keramiken sowie einer Tageskarte für zwei Personen (14,-/KVV-Zone 2) und die „Genesis“-Trilogie (Weitere Infos hier, 120,- Euro)
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