GENESIS | Markus Lüpertz
365-Tage-Galerie
EUROPAPLATZ – Richtung Mühlburger Tor
DIE LEHMHALDE DES TÖPFERS
(DIE ERDE)
Die Erde bestaunt den Urknall.
Fotografie: Atelier Altenkirch, Karlsruhe
Die Erde bestaunt den Urknall.
Fotografie: Atelier Altenkirch, Karlsruhe
Markus Lüpertz rahmt die „Genesis“ an den Haltestellen Durlacher Tor und Europaplatz mit den vier Elementen; Feuer und Luft stehen einander am Anfang des Tunnels gegenüber, Erde und Wasser am Ende. Dabei flossen neben seiner speziellen Rezeption der antiken Mythologie auch Legenden, heidnischer Volksglaube und naturwissenschaftliche Erkenntnisse unserer Zeit ein.
Dies ist gerade in diesem Keramikbild ein wichtiger Aspekt, wenngleich die personifizierte Erde den barocken Darstellungen des Sommers folgend Obst in ihrer linken Hand hält. Damit verweist sie auf die lebensspendende Energie, die aus Nahrungsmitteln hervorgeht, die auf der Erde angebaut werden. Den rechten Arm stützt Frau Erde auf den Globus auf, der leuchtend Blau gefasst ist – eine sehr junge Erkenntnis, denn erst mit der Eroberung des Weltalls im 20. Jahrhundert konnte der Mensch einen Blick von außen auf die Erde werfen, deren Oberfläche zu weiten Teilen von Wasser bedeckt ist.
Der starre Blick aus ihren Augen kann einerseits als heroische Geste gedeutet werden, andererseits aber auch als Furcht. Denn die rechte Bildhälfte wird von einer gelben Fläche dominiert, die umgeben ist von erhabenen Kugelformen unterschiedlicher Größe. Hier stellt Lüpertz das Chaos des Universums dar, das in Form des Himmelsfirmaments auch die Erde überwölbt. Das gleisend-gelbe Zentrum zeigt eine Supernova, d.h. die Explosion eines Sterns, der damit seinem sicheren Ende zugeht. Ausgelöst durch die Explosion werden Gesteinsbrocken aus dem Stern geschleudert – Meteoriten rasen auf die Erde zu, deren Personifikation sich quasi als Schutzschirm zwischen das Universum im Umbruch und die Menschheit, die Artenvielfalt auf dem Globus schiebt. Die nicht mehr ausdifferenzierten, ineinanderfließenden, staubigen Sterne am rechten Bildrand sind insofern auch Hinweis darauf, was passieren kann, wenn ein Meteorit die Erde treffen würde. Danach wäre nichts mehr, wie es ist, vom Menschen würde wohl, übertragen gesprochen, nur Staub übrigbleiben.
Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub – so lauten die traditionellen Begräbnisworte vielerorts, wenn der Sarg ins Grab gelassen wird. Damit wird darauf verwiesen, dass der Mensch im Sinne eines ewigen Kreislaufs dahin zurückkehrt, wo er hergekommen ist, nachdem er, der Bibel, aber auch dem Gilgamesch-Epos und weiteren Schöpfungsmythen zufolge, aus Ton als sterbliches Ebenbild des unsterblichen Gottes, der unsterblichen Götter geschaffen worden ist.
Text: © Chris Gerbing, 2023
WEITERE INFORMATIONEN
365-TAGE-GALERIE
Zur Orientierung finden Sie hier eine Übersicht über die 365-Tage-Galerie „Genesis“, die mit der Karlsruher U-Bahn an fast 24 Stunden täglich erreichbar ist.
Sie möchten tiefer in die „Genesis“-Thematik und die Kunstwerke von Markus Lüpertz eintauchen? Dann wenden Sie sich an die Tourist-Information Karlsruhe und buchen Sie über diesen Link eine Führung. Dort erhalten Sie auch das „Genesis“-Booklet mit Abbildungen aller 14 Keramiken sowie einer Tageskarte für zwei Personen (14,-/KVV-Zone 2) und die „Genesis“-Trilogie (Weitere Infos hier, 120,- Euro)
ALLE STATIONEN
ALLE STATIONEN